Veränderung

Insel Unternehmenszielsystem

„Ein Mann wanderte in einem Tal, als er bemerkte, dass seine Füße im Wasser gingen. Er erkannte, dass im Tal der Arm eines Meeres war und die Flut gerade Stunde um Stunde auflief.

Da sah er sich nach einem Boot um und blieb direkt dabei stehen. Als er aber nach einer Weile noch immer kein Boot entdeckt hatte, gab er diese Hoffnung auf und hoffte, dass das Wasser nicht weiter steigen würde.

Erst als ihm das Wasser am Kinn stand, begann er zu schwimmen und durchschwamm das Tal“                                                                                                                             Bertolt Brecht

Warum tun wir uns so schwer mit Veränderung

Sigmund Freud hat einmal gesagt, es gibt nur zwei Motive für den Menschen, sich zu verändern: 1. Lustgewinn oder 2. Leidvermeidung.

Aber wenn beides nicht so klar auf dem Tablett liegt und trotzdem die Fluten steigen, warum verändern wir uns sowohl im Unternehmen als auch privat so ungern?

In einem Vortrag der Dehner Akademie, Konstanz, hörte ich unlängst eine sehr gute Zusammenfassung dieses Phänomens, sprach man doch dort über die Veränderungsformel:

U x V x S > K !!!

Unzufriedenheit x Vision x Schritte > Kosten

U:

Um sich verändern zu wollen, muss Unzufriedenheit herrschen, sie ist der Motor der Veränderung. Geht es uns (im Prinzip) gut, gibt es auch keine Motivation sich zu verändern. Das erleben wir gerade in der Politik, dass von den etablierten Parteien wenig polarisiert wird, weil es uns doch eigentlich gut geht, während die Anderen durch ihre Polarisierungen es schaffen, Stimmen zu bekommen.

Im Unternehmen steckt die Unzufriedenheit oftmals an anderer Stelle, bzw. wird an anderer Stelle erkannt, als dort, wo Veränderung Not tut. So möchte der Unternehmer („der im Wasser steht“) gerne etwas verändern, schafft es aber nicht die Mitarbeiter, die es betrifft, mitzunehmen. Seine Unzufriedenheit muss an die Mitarbeiter kommuniziert und ihnen erklärt werden, damit dieser Veränderungsimpuls auch hier existiert. Die Mitarbeiter stehen noch nicht im Wasser!

Übrigens wird man wegen der Unzufriedenheit, zu wenig Ertrag zu realisieren oder als Unternehmer zu wenig Urlaub zu haben, keinen hinter dem Ofen vor holen. Es muss Betroffenheit erzeugt werden!

V:

Sodann muss es dem Unternehmer gelingen eine Vision oder vereinfacht, ein Ziel-Bild, ein Zielszenario so attraktiv zu zeichnen, dass alle, die sich verändern sollen, auch gerne in die Richtung laufen, also Dinge anders tun, als sie es bisher gewohnt sind. Je klarer die Vision in der Sprache der Mitarbeiter bzw. in der Sprache dessen, der sich verändern soll, beschrieben wird, vielleicht ergänzt durch ein Bild, eine Zeichnung, ein Geräusch oder ein Geruch, je einfacher bewegen sich alle Beteiligten in dieselbe Richtung. Jeder Beteiligte muss dabei auch seinen Nutzen und seinen Beitrag erkennen.

Auch privat wird keiner sich verändern, nur um des Veränderns-Willens. Wenn ich drei Tage im Schweiße meines Angesichts neue Terrassenplatten verlege, sehe ich schon vor dem geistigen Auge, mich mit Familie und Freunden an einem lauschigen Sommerabend darauf grillen.

Übrigens, auch ein Architekt zeichnet zuerst die grobe Skizze des Hauses, bevor er Zimmer für Zimmer mit der genauen Lage der Steckdosen zeichnet.

S:

Selbst wenn die Vision klar ist, sind es oftmals dann die konkreten, ersten Schritte, die dem Einzelnen, Betroffenen fehlen die Veränderung zu starten. Wie soll die neue Terrasse aussehen, Plattenart (oder gar Holz), Farbe, Verlege Muster, usw.? wie groß soll sie sein, welche Form soll sie haben und vor allem wie muss der Untergrund sein, welche Materialien brauche ich dazu, wer liefert sie mir, usw. usw.?

Im Unternehmen: Erarbeiten Sie mit den betroffenen Mitarbeitern, genau den Weg dorthin. Was ist als erstes zu tun. Was dann, wie dann weiter, wie werden sie dabei unterstützt?

K:

Wenn Unzufriedenheit da ist, die Vision verinnerlicht ist und auch die Schritte klar sind, muss das zusammen aber auch größer sein, als die Kosten die auf der anderen Seite entstehen. Dabei können Kosten nicht nur im monetären Sinne verstanden werden, sondern generell als Aufwand/Ängste, den/die jeder Einzelne hat.

Selbst wenn ich mit meinem Job unzufrieden bin, ich genau weiß, was ich im Job brauche, was mir wichtig ist (Sinn), um glücklich zu sein (Vision), mir auch vorstellen kann, Bewerbungen zu schreiben, im Netz zu recherchieren oder Stellenanzeigen zu lesen und dann Vorstellungsgespräche zu führen (Schritte), muss das zusammen größer/mehr sein, als z.B. die Ungewissheit des neuen Jobs, Versprechen des neuen Arbeitgebers, ein weiterer Fahrweg, usw. (Kosten).

Warten Sie nicht mit der Veränderung, bis Sie sich verändern müssen, also Ihnen das Wasser bis zum Hals steht (siehe Geschichte). Würzen Sie die obige Formel noch mit einer Prise

Zutrauen, denn es sind nicht die Dinge selbst, die uns Angst machen, es ist die Vorstellung davon.

 

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