Mitarbeitergespräche sind immer eine Herausforderung
„In allen menschlichen Beziehungen ist unsere Ohnmacht, uns exakt verständlich zu machen, die häufigste Ursache für ein Versagen“
Cyrill Northcothe Parkinson
Nach einem längeren Projekt, bei dem es um die weitere Zukunft eines Unternehmens ging und wir viele Themen des strategischen Managements abgearbeitet hatten, sprach mich die Unternehmerin auf das Thema Kommunikation der erarbeiteten Strategien an.
„Wie sprechen wir denn jetzt mit den Mitarbeitern über die neuen Ideen, Herr Hilliger“, wollte sie wissen.
„Wann sind denn immer Ihre jährlichen Mitarbeitergespräche“, wollte ich wissen. „Na, wir reden ständig miteinander, z.B. immer dann, wenn etwas schief gegangen ist, wenn eine Reklamation eines Kunden auf dem Tisch liegt, oder wenn jemand kündigen will.“
Na toll, dachte ich, da ist es wieder das Schwabenland: Net gscholte is globt nug, soll heißen, wenn nicht gemeckert wird oder etwas schlecht geredet, dann ist alles ok, … für die Naigschmeckte.
Wir finden dieses Verhalten tatsächlich relativ gehäuft vor. Man tut sich so schwer mit loben.
„Haben Sie schon einmal einen Mitarbeiter dabei erwischt, wenn er etwas gut gemacht hat?“ … wollte ich wissen.
Mmmh, sie überlegte und richtete sich dann auf, „na ja, dafür werden die Mitarbeiter ja bezahlt, da darf ich das doch wohl erwarten.“
Wie Sie sich denken können, sind wir auch im Land der Maschinenbauer schon häufiger mit einem Auftrag in der Art beseelt worden wie etwa, … unsere Kommunikation muss sich verbessern, oder, die Mitarbeiter hören ja nicht zu, oder es macht sowieso jeder was er will, wie muss ich meine Mitarbeiter ansprechen, damit sie tun, was ich von Ihnen will…
Grund genug für mich einmal einige Hinderungsgründe für das Scheitern eines guten Mitarbeitergesprächs zusammenzutragen. Aus der Sicht des Mitarbeiters:
1. Mein Chef hatte die ganze Zeit sein Handy vor sich und wenn es offensichtlich auch auf lautlos gestellt war, schaute er doch auf jede eingehende E-Mail oder WhatsApp.
2. Ich konnte mich nicht auf das Gespräch vorbereiten.
3. Ausreden durfte ich nicht; ich wurde ständig unterbrochen und mein Vorgesetzter war eigentlich gar nicht an dem interessiert, was ich zu sagen hatte.
h2hilliger Michael Hilliger
05.02.20
4. Ich bin rhetorisch meinem Chef unterlegen und er macht sich dann nicht die Mühe zu hinterfragen, was ich meine. Am Schluss greift er einen Aspekt heraus und stellt den über alles.
5. Immer wieder wurden alte Dinge aufgewärmt, wir waren nur in der „vergangenen Vergangenheit“. Zudem sprachen wir gar nicht über die Perspektiven.
6. Meine Führungskraft ist ein Selbstdarsteller! Mein Redeanteil war vielleicht 30% der Zeit.
7. Meine Chefin erzählt und erzählt, „fliegt viele Schleifen und kommt nicht zur Sache“. Dann bin ich wie benebelt und höre manchmal nicht die eigentlich wichtige Botschaft.
8. Meine Führungskraft ist immer unter Zeitdruck, hat ständig auf die Uhr geschaut.
9. Ich wurde dauernd widerlegt, es wurde immer nur gegengehalten. Der Versuch von Verständnis war nicht zu spüren.
Na, findet sich vielleicht jemand in dem einen oder anderen Punkt wieder? Das gilt übrigens auch in der Familie oder im Verein.
Fazit: Sprechen Sie die Dinge an, die Sie sagen wollen, kurz, klar und sachlich. Bereiten Sie sich schriftlich auf das Gespräch vor. Legen Sie das Gesprächsziel und den Zeitrahmen vorher fest. Sagen Sie, wie Sie sich gerade fühlen und warum es Ihnen wichtig ist, dieses Gespräch zu führen. Seinen Sie authentisch (nicht verstellen) und dennoch, benutzen Sie die Gesprächslandkarte (also Worte aus dem Bezugsrahmen) des Gegenübers und fragen Sie immer wieder nach, was der andere verstanden hat. Achten Sie auf einen ausgewogenen Gesprächsanteil, eher noch ein Wenig zu Lasten ihres Anteils. Fassen Sie die wichtigste(n) Botschaft(en) am Ende zusammen. Und, keiner mag Besserwisser! Denn die Gesellschaft will lieber unterhalten, als unterrichtet werden (Freiherr von Knigge).
Inzwischen redet man sehr strukturiert und regelmäßig in diesem Unternehmen und es macht mir immer Freude, wenn ich auch einmal wieder eines dieser Gespräche coachen darf.
Aber
Argumente nützen gegen Vorurteile so viel, wie Schokoplätzchen gegen Verstopfung.
Max Pallenberg