Warum tun wir uns oftmals so schwer im Umgang mit unserer Zeit? Teil 1

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"Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern zu viel Zeit, die wir nicht nutzen."

                   Seneca

 

Noch nie in der Geschichte der Menschen standen uns so viele Hilfsmittel zur Verfügung, um unsere Arbeit zu verrichten, wie heute. Und dennoch, - kaum einer, der nicht über Zeitknappheit, Stress (siehe Juni Ausgabe) und Hektik klagt. Wo ist die Gelassenheit geblieben, die uns unsere Eltern oder auch die Menschen in den südeuropäischen Ländern vorzuleben schienen/scheinen und worum wir sie nicht selten beneiden?

In letzter Zeit werden wir immer wieder gebeten, bei unseren Kunden oder auch bei Abendveranstaltungen die Begriffe Zeitmanagement, Priorisierung und Ziele zu thematisieren. Daher hier eine kleine, dreiteilige Serie zum Thema.

In diesem ersten Teil werden wir allgemein in das Thema einsteigen. Im zweiten Teil wird uns das Thema Werte, also was mich antreibt und Zielsystem beschäftigen und im dritten Teil werden wir über Werkzeuge sprechen.

 

Die klassische Herangehensweise an das Thema verharrt übrigens gern nur beim Teil 3, also wie Sie es lernen, sich schneller im Kreis zu drehen. Wäre es nicht schöner sich langsamer, aber im richtigen Kreis zu drehen?

 

Zeit ist übrigens eins der wenigen Güter, die für alle gleich verteilt ist. Jedem von uns stehen jeden Tag 86.400 Sekunden zur Verfügung. Wie kommt es also, dass wir das Gefühl haben, der eine nutzt die Zeit besser und entwickelt sich weiter während der andere nur älter wird?

Ich denke, es ist wichtig, sich beim Umgang mit der Zeit drei Grundsätze klar zu machen:

  1. Welche WERTIGKEIT hat die Zeit für mich?
  2. Wie ist es um meine DISZIPLIN und meine KONSEQUENZ gestellt?
  3. Schaffe ich es, auch etwas GELASSENHEIT in mein Leben zu geben?

 

  1. Wertigkeit der Zeit.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Wertigkeit, die wir der Zeit geben, stark von unserem Alter abhängt.

Sie kennen das; jemand hält ihnen einen Meterstab vor die Nase, fragt nach Ihrem Alter und bricht die Strecke von 1 cm bis z.B. 53 cm (so alt wie Sie eben sind) genau dort mit den Worten ab, das es sich hier um das bereits erlebte Leben handelt. Dann nimmt er den Rest und bricht ihn dort ab, wo sich, je nach Geschlecht, die aktuelle Lebenserwartung befindet, z.B. bei rund 80 (cm) bei Männern. Zurück bleibt ein Stück Meterstab (in unserem Beispiel) von 27 cm. Dann kommt die Frage, Raucher? Wenn ja, dann 10% weniger Lebenserwartung! Gefährliche Sportart? Usw.

Am Ende erhalten Sie einen Meterstab von … je nach Alter eben kürzer oder länger.

Wenn Sie dann so über 45 Jahre sind, also der Rest des Meterstabs (deutlich) kürzer ist, als die abgebrochenen Enden, wird Ihnen schlagartig bewusst …

Sie selbst entscheiden, wie Sie mit dem Rest, also der Restzeit, der keiner eine Spanne zusetzen kann (alles nur fiktiv), Ihres Lebens umgehen. Möchten Sie in langweiligen Meetings sitzen, sich von Ihrem Chef oder Vorgesetzten schikanieren lassen, jeden Abend vor der Glotze einschlafen, sieben Tage die Woche arbeiten, schlechte Gespräche führen, usw., usw.?

 

  1. Disziplin und Konsequenz beim Umgang mit der Zeit.

Wie sieht Ihr Tag aus? Morgens: Wecker klingelt,  Ärmel hochgekrempelt und BMW! (backen mer`s widder). Oder ist ihr Tag, wenigstens ansatzweise, geplant. Womit starten Sie? Sorgen Sie auf jeden Fall am Vorabend dafür, dass Sie einen guten Start haben. Martin Luther hat schon gesagt, „heute habe ich viel zu tun, da muss ich morgens lange Andacht halten.“ … den Tag also andenken.

Tun Sie dann das, was Sie geplant haben oder tun Sie das, was Ihnen gerade über den Weg läuft? Lassen Sie sich von Zeitdieben vereinnahmen, schnell die angekommene Mail gelesen, auf Facebook geschaut und die Whatsapp beantwortet. Einer unserer Kunden, ein Steuerberatungsbüro verbietet, während der Arbeitszeit Handys auf dem Schreibtisch. Einmal schnell draufgeschaut und schon einen Fehler gemacht. Das halte ich für con-se-quent, also mit Folge. Dauert der schnelle Anruf dann doch 20- oder nur fünf Minuten und enthält nur die Sachinformationen?

Sie und nur Sie sind der Meister über Ihre Zeit. Es ist falsch zu sagen, „ich habe keine Zeit“. Richtig muss es heißen, „ich habe keine Zeit dafür!“. Vielleicht fallen dem einen oder anderen die Grauen Herren aus dem Buch MOMO ein?

 

  1. Gelassenheit beim Umgang mit der Zeit.

Planen Sie nicht jede Minute Ihrer Zeit aus. Erstens kommen sowieso Dinge dazwischen und zweitens dauert vielleicht manches dann doch etwas länger als geplant. Maximal 60% sollte verplant werden. Der Rest füllt sich wie von Geisterhand.

 „Es gibt Wichtigeres im Leben,

als beständig seine Geschwindigkeit zu erhöhen“ 

                                                                               Mahatma Gandhi.

 

Und dann einfach mal nicht MÜSSEN, sondern nur KÖNNEN, also keine Verpflichtungen, Aufgaben und Termine.

 

Übrigens: Das Dringendste ist selten wichtig und das Wichtigste ist selten dringend. Es kann aber sein, dass uns das Dringende attraktiver erscheint.  

 

„Wer den schlechtesten Gebrauch von seiner Zeit macht,

jammert am meisten, dass sie so knapp ist“  

                                                                     Jean de la Brujere

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